30. Juni 2015 – Viertel vor fünf in der Notunterkunft in Michendorf: Einige der Bewohner warten bereits auf ihren ersten Deutschkurs. Dann spricht sich schnell herum, dass der angekündigte Kurs jetzt startet und die Traube der Interessenten wächst schnell an. Der Jüngste ist fünf Jahre. Mit der Sozialarbeiterin und einem sehr gut Deutsch sprechenden jungen Albaner wird die Gruppe gezählt, nachsortiert, nochmals zusammengestellt. Dann sind es mit zwölf Flüchtlingen plus Übersetzer und dessen Begleiter eigentlich zu viele, aber die Ungeduld setzt sich durch und wir laufen zum „Apfelbaum“.
Auf dem Weg sind uns weitere Interessenten gefolgt. Unser Sprachkurs besteht jetzt aus gut 15, überwiegend jungen Menschen zwischen neun Jahren und Anfang 20. Sie kommen aus Albanien, Serbien, Tschetschenien, Bosnien. Eine schöne Herausforderung für uns vier Lehrerinnen, die wir im sonstigen Leben nicht alle sind.
Die Räume im Gemeindezentrum sind wunderbar (Danke an den Bürgermeister Herrn Mirbach) und wir steigen nach kurzer Vorstellungsrunde zügig in die Arbeit ein. Wir teilen uns in kleinere Arbeitsgruppen, bringen nach kurzer Zeit noch die Sprachen besser zueinander und dann steigt der Lärmpegel im Raum. „Ich heiße Suzanna, ich komme Albanien.“ Sie lachen, strahlen und sind manchmal ungeduldig. Der junge Albaner geht herum und dolmetscht pausenlos. Die Freude am Spracherwerb ist riesig. Der Neunjährige hat einen kleinen Vorsprung und kann vor seinen Eltern glänzen. Unsere Anerkennung und Wertschätzung werden aufgesogen. Einfach für unsere Aufmerksamkeit, aber auch für ihre gute oder bemühte deutsche Aussprache.
Nach 90 Minuten macht sich Erschöpfung breit. Viele Zettel sind vollgeschrieben und werden verstaut. Am Schluss: Dankbarkeit – auch für die spendierten Erdbeeren. Danke für diese Begegnung.
(Eva Queißer-Drost)